Rückblick und Ausblick

Von Johann Wolfgang von Goethe stammt der Spruch: „Vieles wünscht sich der Mensch, und doch bedarf er nur wenig“.

Es gibt viele Mitmenschen, die gerade in der Pandemie-Einschränkung solche oder ähnliche Erfahrungen machen. Es könnte gut sein, dass diese Gedanken eines großen Deutschen nach der Pandemie unser Leben bestimmen wird.

Kontinuität und Weitsicht der Gerlinger Bürgermeister

Gerlingen wurde in den letzten Jahrzehnten von der Glücksgöttin Fortuna besonders wohlwollend bedacht, denn seit Bürgermeister Willhelm Eberhard hat sich Gerlingen kontinuierlich zu einer Stadt entwickelt, die nach weichen und harten Standortfaktoren beurteilt, zu den Spitzenkommunen der Region zählt.

Willhelm Eberhard war der Bürgermeister, der das Fundament der Stadtentwicklung geschaffen hat. Eine Entwicklung, die mit der Baulanderschließung in den Stadtteilen und der BOSCH-Ansiedlung auf der Schillerhöhe richtungsweisend wurde.

Albrecht Sellner hat „seine“ Stadt weiterentwickelt und setzte die Verbesserung der Lebensqualität und eine maßstäbliche Stadtsanierung und Stadentwicklung ganz vorne auf seine Agenda.

Georg Brenner war der Bürgermeister unserer Stadt, der den Spuren seiner Vorgänger folgte, weiter sanierte, renovierte und mit dem Träuble-Areal, Realschule und Breitwiesensporthalle zum Ende seiner Ära ganz große Vorhaben auf den Weg brachte. In erster Linie war er aber der Bürgermeister, der ganz viel seiner Persönlichkeit in die städtische Gemeinschaft investierte.

Unser neuer Bürgermeister Dirk Oestringer durfte und konnte bis zu seiner Amtseinsetzung davon ausgehen, dass gar nichts gegen die Fortsetzung der erfolgreichen Gerlinger Entwicklung seiner Vorgänger sprach, denn die Steuerkraft, Infrastruktur, Standortfaktoren und die Bevölkerungsentwicklung entwickelten sich rekordverdächtig. Kaum im Amt stoppte eine weltumspannende Pandemie namens Corona die Planungen und forderte Bürgermeister, Verwaltung und Gemeinderat zu einer Nachdenkpause heraus. Auch der jüngst in sein Amt als Erster Beigeordneter eingesetzte Stefan Altenberger wurde durch die Corona-Entwicklung wesentlich beeinflusst. Über allem standen und stehen die gesamtgesellschaftlichen Herausforderungen der Corona-Krise.

Wie wird Gerlingens Zukunft aussehen?

Wir sind zwar keine Hellseher und daher auch nicht in der Lage, zuverlässig unsere städtische Zukunft genau zu prognostizieren. Doch auf der Grundlage unserer soliden städtischen Situation und des Weitblicks bei den Vorhaben aus der jüngeren Vergangenheit, werden wir die Krise sicher ohne einschneidende Einschränkungen bewältigen können. Zwar werden die Steuern nicht mehr so sprudeln wie vor der Krise, doch unsere Finanzpolitik mit Augenmaß in der Vergangenheit versetzt uns in die Lage, das Begonnen zu vollenden und das Notwendige auch künftig tun zu können.

Auf was wir uns freuen können!

Da ist zunächst der Um- und Neubau der Realschule. Mit einer Investitionssumme von über 30 Millionen Euro das umfangreichste Bauvorhaben der Gerlinger Schulgeschichte. Nach dem Gymnasium ist das Schulzentrum nun fast perfekt. Fehlt noch das Jugendhaus! Die neue Sporthalle Breitwiesen setzt nicht nur Maßstäbe in Form und Aussehen, sondern erfüllt auch hinsichtlich der Infrastruktur nahezu alle Wünsche der Sporttreibenden. Zwei große Investitionen, die dank einer von allen Mandatsträgern mitgetragenen Finanzplanung und Rücklagenpolitik, trotz aktueller Steuerausfällen, ihrer Vollendung entgegenstreben.

Der Verkehr bleibt unser Sorgenkind

Wenn auch die Freien Wähler gegen eine Schließung der Einfahrt Jakobstraße zugunsten des Träuble-kreisels waren, so froh sind auch wir, dass Teile der Leonberger Straße und Ditzinger Straße samt Träuble-Kreisel bald so fertiggestellt sind, dass die das Verkehrsaufkommen bewältigen können, das sich leider mit zunehmender Tendenz über Gerlingen seinen Weg sucht. Auch der gelungene Kreisverkehr Füllerstraße / Ramtelstraße trägt entscheidend dazu bei, den immer stärker werdenden Verkehr zu bewältigen. Die Freien Wähler sind offen für alle Vorschläge, dem Verkehr den Platz zu geben, der für eine vernünftige und gerechte Belastung notwendig ist. unsere innenstädtische Qualität ist für Fußgänger und Radfahrer genauso wichtig, wie die vernünftige Steuerung des Durchgangsverkehrs.

Was wird aus unseren Finanzen?

Es ist mit Sicherheit davon auszugehen, dass landauf, landab die Steuereinnahmen der Kommunen nach dem coronabedingten Einbruch nicht mehr die Dimensionen erreichen werden als vor der Krise. Kommunen, die wie Gerlingen einen Mix an Gewerbeförderung betrieben haben, werden sicher wieder vorne dabei sein, wenn der erwartete Aufschwung auch die Stadtkassen wieder leichter atmen lässt. Zunächst ist aber das Sparen in allen Bereichen unseres Gemeinwesens angesagt. Das Beste muss nicht unser Credo sein, sondern das Vernünftigste.

In der Finanzkrise vor mehr als 10 Jahren haben wir erfolgreich das Motto befolgt, das Wichtige zuerst, dann das Notwendige und zum Schluss das Wünschenswerte. So kann der Weg aus der Krise aussehen!

Der Wunsch für unsere städtische Gemeinschaft

Die Einschränkungen und Regeln, die der Corona-Virus im letzten halben Jahr und ganz aktuell wieder mit erneutem Lockdown mit sich gebracht hat, stellt nicht nur die Gesamtwirtschaft und bürgerliche Haushalte vor existenzielle Probleme, sondern auch unsere Gesellschaft und das städtische Gemeinwesen. Kaum eine Institution, Verein, Gruppe, bis hin zu den bürgerlichen Stammtischen darf sein Eigenleben pflegen. Nahezu unser gesamtes Leben unterliegt den Corona-Regeln. Auch hier ist zu befürchten, dass die Regelungen auch Initiativen bremsen oder zerstören werden. So effizient und kostengünstig Sitzungen und Besprechungen als Video- und Telefonkonferenzen auch sein können, der persönliche Austausch und eine gelebte Gemeinschaft ist das, was Menschen zu Menschen macht. Das gilt für Glaubensgemeinschaften ebenso wie für Vereine und die verschiedensten Gruppen. Auch die obligate Nachsitzung des Gemeinderats und der interfraktionelle Austausch vor und nach der kommunalpolitischen Sitzungsarbeit leiden unter der Pandemie und ihren Regeln. Auch die Gemeinderäte entfernen sich immer mehr voneinander und es fehlen die direkten Gespräche, bei denen oft die Gedanken und Hintergründe zum politischen Agieren besser vermittelt werden konnten.

Offen und wünschen wir uns für alle Gerlingerinnen und Gerlinger, jung oder alt, dass unsere schöne Stadt, in der es sich zu leben lohnt, ohne „inneren“ Schaden aus der Krise kommt und dass das nächste Jahr, zu welchem Zeitpunkt auch immer, ein Leben wie vor der Pandemie möglich macht.